Skip to main content

Tabuthema Depression

Eine tödliche Krankheit … und über die Schatten des Leistungssports

Die Depression ist eine der häufigsten Erkrankungen des Gehirns, sie tritt bei Menschen aller sozialen Schichten, Kulturen und Nationalitäten auf. Auf der ganzen Welt sind aktuell ca. 340 Mio. Fälle von Depression vorhanden. Etwa die Hälfte aller Depressionen wird erkannt, davon bleibt die Hälfte unbehandelt. 10-15% aller Depressionspatienten begehen Selbstmord.

Volkskrankheit Depression – jeder siebte Deutsche ist betroffen! Eine erschreckende Zahl, die zu Recht Angst machen darf, da Depression in der Gesellschaft ein Tabuthema ist und totgeschwiegen wird … oder tot macht. Aktuellster Fall: Robert Enke, ehemaliger Torhüter der Deutschen Fußballnationalmannschaft.

Viele Prominente erkranken an Depressionen. Britney Spears, Robbie Williams, Mariah Carey, Sven Hannawald, Sebastian Deisler, DJ Ötzi, Sissi, Brooke Shields, Joan Rowling, Ernest Hemingway – die Liste ist lang und immer ein gefundenes Fressen für die Medien. Doch es trifft auch Otto Normalverbraucher, und wie! Nach Schätzung des Bundesgesundheitsministeriums leiden aktuell über 4 Millionen Deutsche an schweren Depressionen mit Suizidgedanken.

Häufigste Störungen sind Schwermut, Niedergeschlagenheit, innere Unruhe, Ängste,  Antriebslosigkeit und Schlafstörungen, dazu kommen Magen-, Kopf- oder Rückenschmerzen. Das Denken des Erkrankten wird immer negativer, Depressionsschübe lassen ihn ins Nichts fallen und präsentieren ihm eine hoffnungs- und lustlose Gegenwart und eine noch aussichtslosere Zukunft. Depressions-Auslöser können genetische oder neurobiologische Faktoren, Stress, Medikamente oder Hormone sein, ebenso ungünstige Lebensumstände, eine erlernte Hilflosigkeit, Verstärkerverlust oder Traumata.

Doch es gibt Hoffnung: Depressionen kann man gut behandeln. Da jedoch viele Erkrankte aus Schamgefühl oder Angst keine Hilfe annehmen wollen, kommt es immer wieder zu Selbsttötungsdelikten (mehr Männer als Frauen).

Medikament der Wahl sind Antidepressiva. Ihre Wirkstoffe hellen die Stimmung auf und geben den Patienten ihren Antrieb zurück. Auch Psychotherapie hilft, es wird v.a. kognitiv, analytisch, tiefen- und gesprächspsychologisch gearbeitet.

„Bei stationär behandelten Patienten liegt die Besserungsrate bei über 80%“, berichtet Manfred Wolfersdorf, Professor an der Psychiatrischen Klinik Bayreuth. „Die besten Ergebnisse werden durch eine Kombination von medikamentöser und psychotherapeutischer Behandlung erzielt, auch Bewegung, Licht und Massagen helfen.“

Zurück zum Fall Enke: Ein erfolgreicher Leistungssportler, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, verliert den Kampf seines Lebens. Die Depression war stärker als die Liebe zu seiner Frau Teresa und für den Fußballsport. War es das sportliche Tief beim FC Barcelona und Fenerbahce Istanbul, das ihn zermürbte? War es der tragische Tod seiner Tochter, die im Alter von 2 Jahren an einem Herzfehler starb? Oder hatte Robert Enke schon immer selbstzerstörerische Gedanken in sich?

Das Geschäft „Profi-Fußball“ ist nichts für schwache Nerven ist. Die Kommerzialisierung des Sports setzt Spielern die Pistole auf die Brust, immer funktionieren zu müssen. Wer Fehler macht, scheidet aus und wird von der Presse in aller Öffentlichkeit regelrecht „exekutiert“. Der Leistungsdruck wächst ins Übermenschliche, Spieler lassen sich „gesund spritzen“, um ihren Stammplatz nicht zu verlieren, trauen sich mit psychischen Problemen nicht zum Vereinspsychologen (wenn es im Team überhaupt einen gibt), aus Angst, auf´s Abstellgleis befördert und als „bescheuert“ abgestempelt zu werden, denn jedes körperliche sowie psychische Problem wird genau festgehalten und in die Krankenakte des Spielers  eingetragen. Je weniger Eintragungen dort sind, umso bessere Chancen hat der Spieler auf Vertragsverlängerung und Gehaltserhöhung. Er darf also nicht krank werden, sonst verliert er seinen Arbeitsplatz und seine Chancen auf dem Jobmarkt sinken drastisch. Dieser Druck zwingt ihn dazu, immer und egal unter welchen Umständen Top-Leistung abliefern zu müssen. Doch ein Mensch ist „nur“ ein Mensch und kein Roboter, daher sind Abstürze und damit verbundener Ärger, Druck und Stress vorprogrammiert.

Robert Enke ist nicht der erste Fußballer, der an schweren Depressionen litt. Jungtalent Sebastian Deisler erwischte es ebenfalls, 2003, als er als Retter und Messias des deutschen Fußballs gehandelt wurde. Dem damals 23-Jährigen wurde alles zu viel, ständig plagten ihn Verletzungen, schließlich fiel er in ein tiefes Loch, da er den hohen Erwartungen und Anforderungen an ihn, dem Druck nicht gerecht werden konnte. Doch er hatte Glück im Unglück: Ärzte und Psychologen erkannten rechtzeitig seine psychische Krankheit und therapierten ihn wieder gesund. Heute ist Sebastian Deisler erfolgreicher Buchautor und will mit dem Menschenhandelsgeschäft Fußball nichts mehr zu tun haben, zu seinen ehemaligen Mitspielern beim FC Bayern hat er jeglichen Kontakt abgebrochen. Franz Beckenbauer sagte mal über ihn: Deisler ist „einer, der sich verkriecht und sich über seine Wehwehchen beklagt.“ Edmund Stoiber äußerte sich wie folgt: Deisler ist „eines der größten Verlustgeschäfte des FC Bayern.“ Und Jürgen Klinsmann: „Für mich ist es die größte Enttäuschung, dass es uns nicht gelungen ist, Sebastian Deisler beim Fußball zu halten.“

Anhand dieser Aussagen sieht man, was für ein unglaublicher Druck auf Top-Sportlern lastet und dass sie lediglich als „Geschäft“ gesehen werden. Funktionären, Trainern und Investoren geht es nur um Erfolg und Geld, nicht um den Spieler als Mensch, wer er ist, wie er ist. Der Tod von Robert Enke zeigt, dass sich im Profisport und im Umgang mit dem Sportler als „Mensch“ etwas verändern muss, doch im gleichen Moment wird mit Enkes Tod schon wieder Geld gemacht, sein Tod wird kommerzialisiert und er als Legende in den „Fußballerhimmel“ gehievt und vergöttert, Trikots, Schals, Poster und Flaggen mit seinem Gesicht und Name werden hergestellt und zu guten Preisen an die trauernden Fans verkauft. Ähnliches geschieht ja gerade auch mit Michael Jackson, der tot mehr Gewinn einbringt als noch zu Lebzeiten, der Tod muss nur richtig vermarktet werden. Eine traurige Erkenntnis, doch so funktioniert unsere Welt leider.

Text: Abbas Schirmohammadi für Heilpraktiker.de

Beiträge auf Heilpraktiker.de