Hormontherapie in den Wechseljahren
Pflanzliche Östrogene gegen Beschwerden der Wechseljahre; Es gibt keine psychogenen Symptome, die ausschließlich für die Menopause charakteristisch sind.
In Zusammenhang mit dem Östrogenmangel treten jedoch gehäuft Beschwerden wie Schlafstörungen, Reizbarkeit, Konzentrationsschwäche, Antriebsarmut, depressive Verstimmungen auf.
Es ist bekannt, daß Sexualhormone das Zentralnervensystem beeinflussen können. Die häufig festzustellenden depressiven Verstimmungszustände sind, zumindest zum Teil, auf ein unzureichendes Angebot an Katecholaminen im Zentralnervensystem zurückzuführen. Ein Mangel an Östrogenen kann zu einem verstärkten Abbau der biogenen Amine führen. Die vegetativen Störungen werden vor allem durch die Überstimulierung des Sympaticus ausgelöst. Es resultieren Beschwerden wie Herzrasen, innere Unruhezustände, Schweißausbrüche u.a.
Die nächtlichen Hitzewallungen wiederum führen zu stark verkürzten REM-Schlafphasen Diese Schlafstörungen ihrerseits bewirken oder verstärken Leistungsabfall, Konzentrationsstörungen, Gereiztheit.
Im Einzelfall ist es jedoch nicht immer zu entscheiden, ob überwiegend psychische, psychosoziale Veränderungen oder der Hormonmangel allein die Hauptursache für derartige Beschwerden sind.
Zuvor bestehende, psychische Veränderungen oder Erkrankungen können sich in der Menopause verstärken.
Durch die Gabe von Östrogenen lassen sich all die genannten psychischen Beschwerden bei einem sehr hohen Prozentsatz der Patientinnen bessern oder beseitigen.
Aus der Phytochemie ist bekannt, dass in zahlreichen Pflanzen Substanzen mit hormonartiger Wirkung vorkommen, schreibt R.F. Weiss in seinem berühmten "Lehrbuch der Phytotherapie".
Aus dem Samen des Granatapfels (Punica granatum), des uralten Symbols der Fruchtbarkeit, z.B. wurde Östron isoliert, das identisch ist mit dem echten Hormon.
Punica-Samen sind die bisher reichste Quelle pflanzlicher Herkunft für Östron.
Stoffe mit Stilbenstruktur, die dem Diäthylstilböstrol (Cyren) ähnlich sind, wurden in Kleearten (Trifohum subterraneum) und in sibirischen Rhabarberarten (aber nicht in dem offiziellen Rhizoma Rhei) nachgewiesen.
Noch 4mal stärker wirksam ist das Miröstrol aus den Knollen einer Leguminosenart (Pueraria mirifica) aus Nord-Thailand, das von dort in großen Mengen nach Bangkok gebracht wird und im Rufe eines "Verjüngungsmittels" steht.
Porphyrine, welche die Ausschüttung gonadotroper Hormone durch die Hypophyse anregen, finden sich besonders reichlich in den Blättern unserer Möhre (Daucus carota).
Prof. Weiss hält Präparate mit Extrakten aus dem nordamerikanischen Wanzenkraut gerade bei klimakterischen Beschwerden für besonders wertvoll:
Cimicifuga racemosa (Actaea racemosa), das nordamerikanische Wanzenkraut.
Es gehört zur Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceen).
Es wurde gleichfalls schon immer gebraucht, ohne dass Näheres darüber bekannt war.
Nun haben sich auch in Cimicifuga racemosa hormonartige Substanzen finden lassen.
Es scheinen hauptsächlich solche östrogener Natur zu sein.
So erklärt sich auch hier die Anwendung bei Frauenkrankheiten verschiedener Art, die schon immer rein empirisch erfolgte.
Jetzt wissen wir, dass es sich hauptsächlich um solche Zustände handelt, bei denen ein Mangel an Östrogen vorliegt.
In der Hauptsache sind es klimakterische Ausfallerscheinungen.
Ein gutes Fertigpräparat liegt in dem Remifemin vor (Tinct. Rhiz. Cimicifugae).
Man gibt davon 3mal täglich 10 bis 30 Tropfen unverdünnt oder auf Zucker perlingual, muss diese Medikation aber längere Zeit, mindestens einige Wochen, fortsetzen.
Neuerdings sind auch Remifemin-Tabletten im Handel.
In gleichartiger Weise gibt man Cimicifuga-Oligplex (Madaus) und Cimicifuga-Pentarkan.
Ein Kombinationspräparat aus Pulsatilla, Agnus castus und Cimicifuga ist Feminon (Redel, Cesra) in Form von Tropfen, dreimal täglich 20 Tropfen vor den Mahlzeiten.
Es soll ebenfalls bei der Ovarialinsuffizienz eingesetzt werden, nicht als Substitutionsmittel für eindeutige Unterfunktionen, sondern als Regulationsmittel bei Störungen des Regelkreises Zwischenhirn - Hypophyse - Ovarien.
Dies sind leichtere, jedoch sehr häufige, Krankheitszustände bei Frauen jeden Alters; schon in der Pubertät bei hormonal bedingten Menstruationsstörungen, in der Schwangerschaft und vor allem bei präklimakterischen und klimakterischen Beschwerden.
In allen diesen Fällen ist die hormonale Funktionsstörung eng verbunden mit Psycho-vegetativen Erscheinungen der verschiedensten Art, wie sie zumal das Klimakterium charakterisieren.
Dabei muß man sich jedoch immer darüber klar sein, daß es sich um einen wechselhaften, chronischen Zustand handelt, der demgemäss auch eine Langzeitbehandlung erfordert.