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Stevia - Stevia rebaudiana Bertoni

Süßkraut, Honigkraut, Honigblatt, Honigkresse, ka'a he'ẽ (Guaraní), Süßblatt, Zuckerpflanze, Yerba dulce, E 960

Die Steviapflanze gehört zur Gattung Stevia in der Familie der Korbblütler (Asteraceae). Zu dieser Gattung zählen insgesamt 235 Arten, wobei die Stevia rebaudiana Bertoni die bedeutungsvollste ist.

Die Pflanze stammt ursprünglich aus Südamerika. Sie hat ein natürliches Verbreitungsgebiet im Gebiet der Amambai-Bergkette des Grenzgebietes zwischen Brasilien und Paraguay.

Im Jahr 1887 wurde die Pflanze von Moisè Giacomo Bertoni (einem Schweizer Botaniker) (wieder-)entdeckt. 1900 erfolgte dann die Isolierung der Inhaltsstoffe durch Ovidio Rebaudi. Die Namensgebung erfolgte daher 1905 mit den Zusätzen rebaudiana und Bertoni.

Bei der Erstbeschreibung wurde noch der Name Eupatorium rebaudianum vergeben.

Bereits seit dem Jahr 1954 wird die Steviapflanze in Japan in Treibhäusern kommerziell angebaut.

Ein Anbau ist auch in Deutschland möglich. Dabei muss allerdings beachtet werden, dass die Pflanze nicht frostbeständig ist und daher jährlich neu gesetzt werden muss. Man kann sie auch im Haus überwintern lassen.

 

Woran erkennt man die Steviapflanze?

Es handelt sich um eine mehrjährige krautige Pflanze. Sie erreicht Wuchshöhen zwischen 70 cm  und 100 cm, manchmal wird sie auch noch höher. Sie besitzt bis zu 1 m lange Ranken, an denen ca. 5 cm lange und ca. 2 cm breite tiefgrüne, ovale Blätter kreuzständig am Stängel angeordnet sind. Die Blattspreite ist einfach, leicht ledrig und im vorderen Teil mehr oder weniger grob gekerbt. Sie hat eine Länge von 2 bis 4 cm. Der Blattstiel ist meist sehr kurz, wenn er nicht sogar völlig fehlt.

Die (Scheiben-)Blüten sind klein und weiß bis purpurfarben und befinden sich in den Blattachseln. Die Bestäubung erfolgt über den Wind, die Pflanze ist allerdings selbst-steril, Daher können sich nur zwei Pflanzen gegenseitig befruchten. nur ca. 15 % der Samen sind keimfähig, und das auch nur innerhalb der ersten 6 Monate nach der Reife der Samen.

Die Pflanze verfügt über eine Speicherwurzel. Sie kann daher ungefähr 6 Jahre lang und bis zu 5-mal jährlich kommerziell oberirdisch komplett abgeerntet werden.

Die Pflanze wächst in der Sonne auf lockeren, sandigen bis lehmigen Böden.

 

Wie wirkt Stevia?

Die süß schmeckende Steviapflanze ist als Süßstoff nicht zugelassen. Dieses gilt nur für die Stoffe, die für den süßen Geschmack verantwortlich sind.

2004 und 2007 hat die JECFA (FAO/WHO-Sachverständigenausschuss für Lebensmittelzusatzstoffe) die gesundheitliche Unbedenklichkeit sowohl von Stevia rebaudiana als auch den Auszügen, die daraus hergestellt werden, bestätigt.

2008 wurde dann beim 69. Treffen der JECFA für Stevioside die Unbedenklichkeit ausgesprochen.

Für das Abbauprodukt „Steviol“ von Steviosid, wurde ein ADI-Wert (maximal zulässige Tagesdosis) von 0 – 4 mg/kg Körpermasse pro Tag festgelegt.

Im Oktober 2008 erfolgte auf dem australischen Kontinent die Zulassung der Steviolglykoside als natürlicher Süßstoff in Lebensmittel und Getränken.

Am 17. Dezember 2008 wurden die Steviolglykoside von der FDA (Food and Drug Administration) als gesundheitlich unbedenklich eingestuft. Dies gilt allerdings nicht für die Blätter der Pflanze.

Wissenschaftliche Studien haben nicht nur eine antimikrobiellen Wirkung ergeben. Eine weitere Erkenntnis war, dass die Süßstoffe von Stevia den Blutdruck und den Blutzuckerspiegel senken und die Gefäße erweitern. Sie haben keine Kalorien, sind geeignet für Diabetiker, verhindern die Entstehung von Zahnbelag und besitzen eine im Vergleich zu Saccharose ca. 300-fach höhere Süßkraft. Bei den getrockneten Blätter ist diese etwa 15 bis 30 -fach stärker.

Wenn man Stevia oder Steviaextrakte zu hoch dosiert, kann sich die Süße in einen bitteren Geschmack verwandeln. Dem versucht man damit entgegenzuwirken, dass enzymatisch modifizierte Stevioside entwickelt wurden, bei denen dies nicht mehr der Fall ist.

Wegen der Zahnfreundlichkeit wird Steviaextrakt auch immer öfter in Zahnpasta oder Zahncremes verwendet. Aus Gründen der Zulassung besteht dabei kein Problem, da Zahnpasta bzw. Zahncremes nicht zu den Nahrungsmitteln oder Nahrungsergänzungsmitteln gehören.

In der Überlieferung brasilianischer und paraguayanischer Tradition setzt man die Pflanze zur Stärkung des Herzens, gegen Übergewicht (->Zuckerersatz), Bluthochdruck und Sodbrennen ein. Eine Zubereitung aus fermentierten Blättern zeigt zudem eine stark antioxidative Wirkung, die sogar noch die von grünem Tee übersteigen soll.

 

Zusammengefasst noch einmal die Anwendungsgebiete für Stevia:

  • Zahnfleischbluten
  • Karies
  • Zahnbelag    
  • Bluthochdruck
  • Diabetes(vorbeugung)
  • Gicht
  • Herzschwäche
  • Infektionen
  • Sodbrennen
  • Zuckerersatz
  • Übergewicht
  • Pilzhemmend
  • Bakteriostatisch

 

Welche Wirkstoffe enthält Stevia?

In den 1930er Jahren wurden 8 bis dahin unbekannte Glykoside gefunden. Diese sind für den süßen Geschmack verantwortlich.

Die wichtigsten sind Steviosid mit dem Aglykon Steviol (s. Abbildung), Rebaudiosid A, Rebaudiosid C und Dulcosid A.

Der Steviosidgehalt in der frischen Pflanze beträgt zwischen 3,7 und 4,8 %, getrocknete Blätter enthalten durchschnittlich 9 % Steviosid. Dabei kann der Wert je nach Jahr oder Kulturmethode zwischen 2 % und 22 % schwanken.

Steviaextrakte enthalten hauptsächlich Steviosid und Rebaudiosid A. Es handelt sich jeweils um weiße bis leicht gelbe Pulver, die in Wasser sehr gut löslich sind.

Rebaudiosid A weist die besten sensorischen Eigenschaften aller vier Hauptglykoside auf (am süßesten [bis ca. 450-fach süßer als Saccharose], am wenigsten bitter).

Steviolglycoside wurden am 12. November mit Wirkung zum 2. Dezember 2011 in der EU als Lebensmittelzusatzstoff zugelassen. Sie sind seither unter der Bezeichnung E 960 im Einsatz.

 

Welche Teile der Pflanze werden verwendet?

Als Droge werden hauptsächlich die Steviablätter (Steviae rebaudianae folium, Steviae folium) oder die daraus extrahierten Inhaltsstoffe verwendet. Man hat inzwischen mehr als 100 verschiedene dieser Stoffe gefunden. Dabei handelt es sich vor allem um Terpene und Flavonoide. Der Anteil von Steviosid an der Trockensubstanz der Blätter von Wildpflanzen schwankt zwischen 4,5 % und 8,4 %.

Das unbehandelte Kraut enthält daneben noch Spuren von β-Sitosterol, das seit etwa 50 Jahren zur Behandlung der Hypercholesterinämie eingesetzt wird.

 

Verschiedenes

Produkte mit Steviaextrakten sind heute unter anderem in Form von Tropfen, als Pulver, kleinen Tabletten (Tabs) und als Granulat im Angebot. Als kalorienarmes Süßungsmittel ist Stevia auch in verarbeiteten Lebensmitteln, Süßigkeiten und Getränken enthalten.

Sie sind bis 200 °C hitzestabil und können daher auch für Backwaren verwendet werden.

In allen Rezepten (u. a. Koch- und Backbücher für Diabetiker), bei denen ein Süßstoff (z. B. Aspartam) aufgeführt wird, kann ersatzweise Steviolglykosid verwendet werden.

 

Normalerweise gilt Stevia als sicher (GRAS), unerwünschte Wirkungen sind allerdings nicht auszuschließen.

 

Dr. rer. nat. Frank Herfurth - Heilpraktiker, Dozent, Lebensmittelchemiker

Ostlandstr. 53a,

50859 Köln,

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