Chillies - Capsicum
Capsicum frutescens, Chillie, Spanischer Pfeffer, (Gemeine) Beisbeere, Gemeiner Paprika, Indischer Pfeffer, Türkischer Pfeffer, Mexikanischer Paprika, Capsicum longum, Capsicum hispidum, Capsicum minimum, Capsicum chinense, Schotenpfeffer, Roter Pfeffer, Taschenpfeffer
Chillies sind eine Pflanzenart aus der Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae). Vertreter dieser Art werden als Gemüse-, Arznei- und Gewürzpflanze verwendet. In diesem Artikel liegt der Schwerpunkt auf der Anwendung als Arzneimittel.
Die ursprüngliche Heimat ist vermutlich Süd- und Mittelamerika. Von dort verbreitete sich die Pflanze durch die Spanier und mehr noch durch die Portugiesen auch in der alten Welt. Nach Nord- und Mitteleuropa gelangte die Pflanze über den Balkan, wo sie von den Türken eingeführt wurden. Diese hatten sie wahrscheinlich aus portugiesischen Kolonien erhalten.
Die gebräuchlichsten Sorten sind C. annuum, C. frutescens und C chinense.
Capsicum annuum bedeutet, dass es sich um eine einjährige Pflanze handelt, was aber irreführend ist, da etliche Sorten auch mehrjährig kultivierbar sind, wenn die Temperaturen nicht zu tief sind.
Woran erkennt man Chillies?
Die Pflanzen können bis zu 150 Zentimeter hoch werden. Überwiegend wachsen sie als buschiger Halbstrauch, aber oft auch nach oben gestreckt.
Sie verholzen in Wurzelnähe ziemlich leicht.
Die Blätter laufen nach vorn gespitzt zu. Sie sind zwischen 5 und 25 cm lang und 3 bis 15 cm breit. Die Blüten wachsen meistens einzeln aus den Verzweigungen des Stiels, seltener finden sich in einer Verzweigung auch zwei oder drei Blüten.
Capsicum bildet verschiedene Fruchtformen aus (glocken-, pyramiden- und tomatenförmig). Botanisch gesehen handelt es sich bei den Früchten um Beeren.
Wie wirken Chillies?
Chillies wirken Durchblutungsstörungen entgegen und beugen Herzinfarkten vor.
Der Inhaltstoff Capsaicin kann gegenüber Placebo chronische Schmerzen neuropathischer und muskulärer Ursache signifikant senken
Die Senkung der Schmerzen von über 50 % hielt bei einem Teil der Patienten acht Wochen an
In der Entwicklungsphase befindet sich derzeit eine Kombination von Capsaicin mit einem Lokalanästhetikum. Das Capsaicin ermöglicht dabei für das Betäubungsmittel den Zugang zur Zelle, ohne dabei andere Empfindungen zu beeinträchtigen.
In der Volksmedizin wird Capsicum auch zur Behandlung des Alkoholismus und bei Fieber aller Art eingesetzt. Eine prophylaktische Anwendung ist gegen Arteriosklerose, Schlaganfall und Herzerkrankungen sowie zur Libido- und Potenzsteigerung (Aphrodisiakum) bekannt.
In der Homöopathie verwendet man die reifen, getrockneten Früchte bei Blinddarmentzündung (Appendizitis), Mittelohrvereiterung, Schleimhautentzündungen des Mund- und Rachen-Raumes, Magen-Darm-Entzündungen sowie bei Harnblasen- und Harnwegskatarrhen.
Bei der Einreibung mit Capsicum-Produkten müssen gleich nach dem Auftragen gründlich die Hände gewaschen und per Zungentest überprüft werden, ob die Hände noch scharf sind. Ansonsten könnte es fatale Folgen haben, wenn man sich beiläufig die Augen reibt. Auch die gesamte Umgebung kann unabsichtlich „geschärft“ werden.
Als Kontraindikationen gelten Überempfindlichkeit (lokale Reaktionen wie Brennen und Hautrötung möglich), Offene Wunden, Hautkrankheiten sowie Schwangerschaft und Stillzeit.
Vorsicht ist bei Kindern unter 12 Jahren geboten.
Zusammengefasst die Anwendungsgebiete für Chillies
- Muskelschmerzen und -verspannungen
- Gelenkschmerzen (Arthritis)
- Wurmfortsatzentzündungen
- rheumatische Beschwerden
- neuropathische Schmerzen
- anregend
- antibakteriell
- betäubend
- durchblutungsfördernd
- kreislaufanregend
- schweißtreibend
- Appetitlosigkeit
- Blähungen
- Schleimhautentzündungen (Mund- und Rachen-Raum)
- Harnblasen- und Harnwegskatarrhe
- Hautreizend
- Heiserkeit
- Hexenschuss
- Hämorrhoiden
- Ischias
- Juckreiz
- Magenschwäche
- Magen-Darm-Entzündungen
- Mittelohrvereiterungen
- Muskelkater
- Muskelschmerzen
- Muskelverspannungen
- Nackenschmerzen
- Nervenschmerzen, Neuralgien
- Prellungen
- Rückenschmerzen
- Verdauungsschwäche
- Verspannungen
- Verstauchungen
- wurmtreibend
- Zerrungen
Die Schärfe von Chillies wird nach der Scoville-Skala klassifiziert. Diese Skala geht von 0 (keine Schärfe) bis 16.000.000 (reines Capsaicin)
Beispiele für Schärfegrade nach der Scoville-Skala:
Gemüsepaprika |
0 - 500 |
Peperoni |
500 - 1.500 |
Mittelscharfe Chillies |
1.500 - 30.000 |
Cayenne-Pfeffer |
30.000 - 50.000 |
Thai-Chillies |
50.000 - 100.000 |
Habanero-Chillies |
100.000 - 350.000 |
Reines Capsaicin |
16.000.000 |
Welche Wirkstoffe sind in Chillies enthalten?
Capsicum enthält 0,1-0,9 % Capsaicin (s. Formel) und Capsaicinoide (Dihydrocapsaicin, Nordihydrocapsaicin, Homocapsaicin).
Die Konzentration an Capsaicin ist bei den verschiedenen Sorten sehr unterschiedlich.
Außerdem sind Carotinoide (0,3-0,8 %, überwiegend α-Carotin und Violaxanthin), Capsanthin, Capsorubin sowie Saponine, weitere Farbstoffe und Flavonoide enthalten.
Frische Früchte enthalten bis zu 0,21 % Vitamin C und damit oft mehr als doppelt so viel wie Äpfel oder Orangen.
Weiter sind enthalten die Vitamine A (als Provitamin), E und Folsäure sowie fettes Öl.
Welche Teile der Pflanze werden verwendet?
Als Arzneidroge werden die getrockneten, reifen Früchte der Pflanzen (einschl. Samen) verwendet (Capsici fructus, Chillieschoten). Das Arzneibuch fordert einen Mindestgehalt an Gesamtcapsaicinoiden, berechnet als Capsaicin. Aus der Droge werden zum Beispiel mit Ethanol gewöhnliche und standardisierte
Extrakte hergestellt.
Anwendung
Bei den - fast ausschließlich - äußeren Anwendungen kommen Cremes, Salben und Pflaster zur Anwendung. Dabei verwendet man ausschließlich auf Capsaicinoide standardisierte Extrakte.
Es ist auch gebräuchlich, Chillie-Öl bzw. Chillie-Tinktur selbst herzustellen.
Das Öl ist durch die Carotinoide meist leuchtend rot oder orange gefärbt und nicht so scharf wie die Tinktur. Letztere kann wegen der Schärfe bei (seltener) innerer Anwendung (zur Stärkung der Verdauung und zur Stoffwechselanregung) durchaus den Magen reizen.
Für das Chillie-Öl werden ca. 15 g getrocknete und kleingeschnittene Chillies in dem Öl (am besten Mandelöl) etwa 4 Wochen stehen gelassen. Dann kann es auf verspannte Körperteile aufgetragen werden.
In der Kosmetik werden Chillies übrigens zur Lippenvergrößerung eingesetzt.
Chillies gelten als Doping-Mittel z. B. für Pferde. Bei den olympischen Spielen 2008 in Peking wurden sie eingesetzt und haben zur Disqualifikation von Teilnehmern der deutschen Reiter-Mannschaft geführt.
Dr. rer. nat. Frank Herfurth - Heilpraktiker, Dozent, Lebensmittelchemiker Ostlandstr. 53a, 50859 Köln, Email: |