Skip to main content

Eichenrinde - Cortex quercus

Quercus robur, Quercus pendunculata, Quercus femina, Q. fructipendula, Q. germanica, Stieleiche, Sommereiche, Eckboom, Ferkeleiche, Heister, Deutsche Eiche, Eke, Eik, Masteiche, Oachen, Quercus petraea, Quercus sessilis, Quercus sessiliflora, Traubeneiche, Wintereiche, Steineiche

Eichen gehören zur Familie der Buchengewächse (Fagaceae). Die Gattung Quercus enthält 400 bis 600 Arten in zwei Untergattungen. Mindestens 280 davon ordnet man in die Untergattung Quercus ein. 

Die verbreitetste Eichenart ist in Mitteleuropa die Stieleiche, gefolgt von der Traubeneiche. Bis auf den Süden der Iberischen Halbinsel, Sizilien, Südgriechenland, das nördliche Skandinavien und Nordrussland kommt sie in fast ganz Europa vor. In den Bayerischen Alpen ist sie bis in 1000 m Höhe anzutreffen.

Sie wächst am besten auf nährstoffreichen, tiefgründigen Lehm- und Tonböden und kann aufgrund ihrer guten Anpassungsfähigkeit auch wechselfeuchte bis nasse Böden besiedeln. Die Stieleiche ist sehr lichtbedürftig und wird in Mitteleuropa auf normalen Standorten von der Rotbuche verdrängt, die wesentlich mehr Schatten verträgt.

Eichen werden sehr alt, bis zu 800 Jahre, in seltenen Einzelfällen sogar noch älter. Die älteste Eiche in Europa ist vermutlich die „1000-jährige“ Eiche in Blumenau in der Oststeiermark, die schon im Jahr 990 urkundlich erwähnt wurde. 

Die Stieleiche war „Baum des Jahres“ 1989.

Die Traubeneiche war „Baum des Jahres 2014“. 

Alle folgenden Ausführungen betreffen die Stieleiche, gelten aber sinngemäß auch für die Traubeneiche.

Woran erkennt man die Stieleiche?

Die Stieleiche hat Wuchshöhen von 30-40 m, kann aber auch bis zu 50 m hoch werden. Der Stammdurchmesser kann bis zu 3 m betragen. Bei freistehenden Eichen kann dies aber auch bis zu 8 m erreichen. Die ledrigen Blätter sind wechselständig und nur kurz gestielt. Sie werden 10 bis 15 cm lang, auf der Oberseite tiefgrün glänzend. Auf der Unterseite sind sie heller. Die Blätter sind in fünf bis sechs Buchten gelappt. Blütezeit ist von April bis Mai, die Knospen sind stumpf, eiförmig und sind gehäuft an den Triebenden zu finden. 

Die bekannten Eicheln bilden sich als keimfähige Früchte ungefähr ab dem 60. Lebensjahr. Sie reifen von September bis Oktober. Sie sitzen in Gruppen von 3-5 an 1,5 bis 4 cm langen Stielen (daher der Name Stieleiche) und erreichen eine Länge von  bis zu 3,5 cm.

Die Rinde ist im Jugendstadium glatt und glänzend mit schwach grau-grüner Farbe, später bildet sich eine dicke, tief längsrissige, graubraune Borke.

Wie wirkt Eichenrinde?

Die getrocknete Rinde oder Extrakte daraus werden aufgrund der hohen Konzentration an Gerbstoffen bei unspezifischen, akuten Durchfallerkrankungen eingesetzt. Häufig handelt es sich dabei um Eichenrindentee, der auch bei Magen-Darm-Katarrhen verwendet wird. Innerlich wird Eichenrinde auch gegen Entzündungen im Mund- und Rachenraum eingesetzt.

Wesentlich häufiger ist die Anwendung  als Umschlag oder Kompresse bei Entzündungen. Die entzündeten Hautstellen werden dadurch beruhigt und nässende Hautbereiche können schneller abtrocknen. Auch Verbrennungen können auf diese Weise behandelt werden.

Zur Behandlung von Hämorrhoiden werden Sitzbäder eingesetzt, die zumindest eine deutliche Erleichterung bringen. Man kann das auch mit Kamillenextrakt kombinieren, wodurch die Wirkung noch erweitert wird. Ähnliches gilt für entzündete Schleimhäute im Genital- und Analbereich, insbesondere wenn damit Juckreiz verbunden ist. Durch die in der Eichenrinde enthaltenen Gerbstoffe kann das Eindringen von Krankheitserregern in die oberen Haut- und Schleimhautschichten verhindert oder zumindest stark reduziert werden.

Stärker konzentrierte Extrakte werden für Fußbäder eingesetzt, besonders um vermehrte Schweißbildung an den Füßen zu reduzieren.

Eichenrinde bzw. ein Extrakt daraus wirkt außerdem gegen Erfrierungen, Verbrennungen und Pilzbefall.

In Lotionen oder Salben gegen nässende Ekzeme und Hautausschläge, Flechten, Geschwüre und Krampfadern werden Abkochungen aus Eichenrinde ebenfalls eingesetzt. Man kann sogar eine solche Abkochung als Kompresse bei entzündeten Augen verwenden.

Eichenrindenextrakte oder -tees werden gerne in Kombination mit solchen Pflanzen wie Kamille, Pfefferminze, Salbei, Myrrhe, Blutwurz, Fenchel, Süßholz oder Anis in Mundwässern verwendet.

Wer sich die Mühe mit der Zubereitung ersparen möchte, kann auch Fertigarzneimittel in Tropfenform (z. B. Menodoron-Tropfen gegen Menstruationsstörungen) in Kombination mit Majoran, Schafgarbe und Hirtentäschel einsetzen.

Vom HMPC wurde Eichenrinde als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft. Die Eiche wird auch als Bachblüte (Oak) eingesetzt.

In der Homöopathie verwendet man die Eichenrindenessenz bei Erkrankungen der Milz und der Gallenblase.

Zusammengefasst die Anwendungsgebiete der Eichenrinde

  • gerbend
  • juckreizlindernd
  • antiseptisch
  • virustatisch
  • adstringierend
  • juckreizstillend
  • schweißhemmend
  • antibakteriell
  • antibiotisch
  • blutstillend
  • blutzuckersenkend
  • sekretionshemmend
  • entzündungshemmend
  • Augenlidentzündungen
  • Brandwunden
  • Magenschleimhautentzündungen
  • Darmschleimhautentzündungen
  • Dekubitus (nur bei intakter oberer Hautschicht)
  • Diabetes
  • Analekzem/-fissur
  • Druckgeschwüre
  • Durchfall
  • Ekzeme
  • Zahnfleischentzündungen
  • Zahnfleischbluten
  • Entzündungen der Mundschleimhaut
  • Hautausschläge
  • Hämorrhoiden
  • Vaginalinfektionen 
  • Schlecht heilende Wunden
  • Afterjucken
  • Blasenentzündung
  • Frostbeulen
  • Furunkel
  • Fußschweiß, Fußpilz
  • Krampfadern
  • Magengeschwüre
  • Schnittwunden

Welche Wirkstoffe sind in der Eichenrinde enthalten?

Die Eichenrinde enthält 8 bis 20 % Gerbstoffe, die aus oligomeren Proanthocyanidinen aufgebaut sind, u. a. mit (+)-Catechin, (-)-Epicatechin und (+)-Gallocatechin als dominierenden Grundbausteinen. Weitere Inhaltsstoffe sind Ellagitannine oder komplexe Gerbstoffe, Quercitol, Triterpene, β-Sitosterol (auch als β-Sitosterin bekannt), Zucker, Pektine, Stärke, Eiweiß, Tanninsäure (s. Formel), Bitterstoffe, Gallussäure und Quercetin (das seinen Namen von der botanischen Bezeichnung für die Eiche = Quercus) hat.

Welche Teile der Pflanze werden verwendet?

Verwendung findet die geschnittene und getrocknete Rinde frischer, junger Zweige und dünner Äste. Die pharmazeutische Drogenbezeichnung lautet Quercus cortex (lat. für Eichenrinde; frühere Bezeichnung: Cortex Quercus).

Die PhEur fordert einen Mindestgehalt an Gerbstoffen von 3 %, berechnet als Pyrogallol.

Anwendung

Tee: 2,0 Gramm (1-2 Teelöffel) Eichenrinde werden mit einer großen Tasse kaltem Wasser angesetzt, 3-5 min gekocht, danach lässt man einige Minuten ziehen und seiht dann ab.

Zum Gurgeln 3 Esslöffel Rinde mit ca. 500 ml Wasser übergießen und 15 Min. kochen. Dann abseihen und täglich 3 - 4 x damit gurgeln.

Für Teilbäder nimmt man bis zu 5 Esslöffel Rinde. Diese wird 15-20 min in 4-5 Liter Wasser abgekocht. Dann seiht man ab. Für ein Sitz- oder Fußbad sollte die Flüssigkeit auf Körpertemperatur abgekühlt werden. Man kann darin 1-2 Mal täglich 15-20 Minuten lang baden.

Zur Herstellung einer Tinktur übergießt man Eichenrinde in einem verschließbaren Gefäß mit Doppelkorn oder Weingeist, bis alle Rindenteile bedeckt sind, und lässt das Ganze gut verschlossen für 2-6 Wochen ziehen. Danach abseihen und in dunkle Flaschen abfüllen. Von dieser Tinktur werden ein- bis dreimal täglich 10-50 Tropfen eingenommen oder (evtl. verdünnt) äußerlich angewandt.

Verschiedenes

Die Eiche wird und wurde von vielen Nationen verehrt, wie beispielsweise von den Griechen, Römern, Kelten, Slawen und Germanen.

Oft brachte man sie mit Göttern sowie mit Naturerscheinungen wie Regen, Blitz und Donner in Verbindung.

In der Vergangenheit trugen Könige und Fürsten oft Kronen aus Eichenblättern. Erst später wurden diese durch Nachbildungen aus Metall ersetzt.

Römische Feldherren wurden nach einem Sieg in Verbindung mit Eichen dargestellt.

Im Mittelalter war das Eichenholz wegen seiner Härte und Beständigkeit häufig der Baustoff für Häuser und Schiffe.

Nicht zu vergessen sei die Lagerung von Edelbränden in Fässern aus französischen Eichen, insbesondere aus der Limousin-Eiche, die in der Region um Limoges wächst.

 


Dr. rer. nat. Frank Herfurth
Heilpraktiker, Dozent, Lebensmittelchemiker
Ostlandstr. 53a
50859 Köln

Email: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

 

 

 

 

Beiträge auf Heilpraktiker.de