Gemeiner Wacholder - Juniperus communis
Gemeiner Wacholder, Gewöhnlicher Wacholder, Juniperus communis, Heide-Wacholder, Machandel(baum), Kranewitt(baum), Reckholder, Weihrauchbaum, Feuerbaum, Q(u)eckholter, Quickholder, Kranawitterstrauch, Krammetsbaum, Grammelstaude, Machangel, Kaddig, Kronabit, Machandelboom, Jochandel, Räucherstrauch, Wachandel, Wachtelbeerstrauch, Wecholter, Jachelbeerstrauch, Knirk, Knirkbusch, Krametbaum, Kranawetsbaum, Kranawitten, Weckhalter
Der Gemeine Wacholder ist eine Konifere der Gattung Wacholder aus der Familie der Zypressengewächse (Cupressaceae)-
Er ist das am weitesten verbreitete Nadelgehölz (einschließlich seiner Unterarten bzw. Varietäten). Das Verbreitungsgebiet reicht von Nordamerika über Südgrönland, Nordafrika, Europa, Vorderasien, Nordasien und Zentralasien bis nach Ostasien. In den nördlichsten Randgebieten Südasiens trifft man ihn in bis zu 4.050 m Höhe an.
Der Gemeine Wacholder war der Baum des Jahres 2002.
Woran erkennt man den Gemeinen Wacholder
Gemeiner Wacholder kommt als aufrechter bis kriechender Strauch oder als Baum mit einem kurzen Stamm vor. In der Regel erreicht er Höhen bis 12 Meter oder darüber, selten auch bis zu 18,5 Meter. Sein Stammdurchmesser liegt bei 45 Zentimeter und erreicht selten über 1 Meter. Er verfügt über ein tiefreichendes Wurzelsystem. Gemeiner Wacholder kann bis zu 600 Jahre alt werden. Der Stamm hat eine grau- bis rotbraune Borke. Wacholder bildet in der Regel eine schmale Krone, die kegelförmig bis oval ist. Die Blätter sind nadelförmig und sitzen mit einem Gelenk am Zweig an. Die zu dritt in Quirlen angeordneten Nadeln sind stechend spitz und haben eine Länge von 1 bis 2 cm.
Der Gemeine Wacholder ist zweihäusig getrenntgeschlechtig, selten aber auch einhäusig. Männliche Exemplare lassen sich zur Blütezeit (April bis Juni) gut an den gelblichen Blüten erkennen. Die Zapfen verfügen über einen Stiel und werden im Herbst angelegt. Weibliche Blütenzapfen bestehen aus drei Zapfenschuppen, wobei jede Samenschuppe nur eine Samenanlage trägt. Die Samenschuppen verwachsen später mit den Deckschuppen und werden fleischig. Die Entwicklung zum reifen beerenförmigen Zapfen – den bekannten Wacholderbeeren - dauert 3 Jahre. Im ersten Jahr nach der Bestäubung ist der Zapfen noch grün, erst im dritten Jahr wird er dann schließlich schwarzbraun mit einer bläulich bereiften Wachsschicht. Die Wacholderbeeren sind 4 bis 5 mm (manchmal bis zu 10 mm) groß und besitzen eine knochenharte Schale.
Wo findet man den Gemeinen Wacholder
Von anderen Gehölzen wird der Gemeine Wacholder auf trockene, sandige und steinige Standorte oder Moorflächen verdrängt. Dort kann er dann aber sehr dominant sein.
Ziemlich häufig findet man den Gemeinen Wacholder auf sonnigen Magerweiden, an Felsen und in lichten Wäldern. Er bevorzugt eher trockene, meist basenreiche (kalkhaltige) Böden. Wacholder ist eine Lichtpflanze.
Wie wirkt der Gemeine Wacholder
Wacholder fördert die Verdauung und wirkt gegen dyspeptische Beschwerden (Völlegefühl, Magen-Darm-Krämpfe, Blähungen) sowie Sodbrennen. Die Inhaltsstoffe wirken vermutlich direkt auf die glatte Muskulatur und wirken dadurch krampflösend.
Außerdem ist er förderlich für die Harnausscheidung (Einsatz als Diuretikum). Er verbessert die Nierendurchblutung und erhöht die Ausscheidung von Primärharn, vermutlich durch die Wirkung des Terpinen-4-ols.
Allerdings sollte er nicht bei chronischer Niereninsuffizienz eingesetzt werden, da es sonst zu einer Überdosierung und daraus resultierenden Nierenschäden kommen kann.
Angaben zur diuretischen Verwendung der Wacholderbeeren finden sich bereits im Lorscher Arzneibuch (Blatt 38v) ( Ende des 8. Jahrhunderts).
Äußerlich angewendet wird er zur Unterstützung der Rheuma- und Gicht-Therapie eingesetzt.
Bereits im Mittelalter hat man Wacholderbeeren unter anderem als Bestandteil von Salben bei der Behandlung von Gelenkerkrankungen verwendet.
Wacholderbeeren (und Wacholderöl) wurden vom HMPC als traditionelle pflanzliche Arzneimittel eingestuft. Aufgrund langjähriger Erfahrung können Beeren und Öl innerlich zur Durchspülung der Harnwege als Unterstützung bei leichten Harnwegsbeschwerden sowie bei dyspeptischen Beschwerden und Blähungen eingesetzt werden. Wacholderöl kann außerdem äußerlich bei leichten Muskel- und Gelenkschmerzen eingesetzt werden.
Bei langdauernder Anwendung oder bei Überdosierung können Nierenschäden auftreten.
Es kann zu Reizungen der Nieren, dem Auftreten von roten Blutkörperchen im Urin (Hämaturie), zu Störungen im Gastrointestinaltrakt und Erregungserscheinungen im ZNS kommen.
Eine Überdosierung kann oft am charakteristischen Veilchengeruch des Urins erkannt werden.
Der Gemeine Wacholder gilt als schwach giftig und er ist hautreizend.
Wacholder und Präparate daraus sind bei Nierenerkrankungen und während der Schwangerschaft kontraindiziert!
Zusammengefasst die Anwendungsgebiete für Gemeinen Wacholder
- antibakteriell
- antibiotisch
- antiviral
- blutbildend
- blutreinigend
- fungizid
- kreislaufstärkend
- harntreibend
- pilzhemmend
- schleimlösend
- schmerzlindernd
- schweißtreibend
- stoffwechselanregend
- tonisierend
- Appetitlosigkeit
- Arthritis
- Atembeschwerden
- Blasenentzündung
- Blasensteine
- Blähungen
- Bronchitis
- Darmentzündung
- Diabetes
- Erkältung
- Gastritis
- Gicht
- Husten
- Ischias
- Kopfschmerzen
- Krampfadern
- Leberschwäche
- Magenschwäche
- Menstruationsbeschwerden
- Migräne
- Mundgeruch
- Muskelrheuma
- Nervöse Herzbeschwerden
- Psoriasis
- Rheuma
- Schlecht heilende Wunden
- Sodbrennen
- Verdauungsschwäche
- Wassersucht
- Zahnfleischentzündung
Welche Wirkstoffe enthält der Gemeine Wacholder?
Die Beerenzapfen (Wacholderbeeren) enthalten etwa 0,8-2,0 % ätherisches Öl (mit Terpenen [α-Pinen, β-Pinen, Thujen, Limonen, Sabinen, Myrcen, Borneol]; Sesquiterpenen [β-Caryophyllen, Cadinen, α-Cadinol, Elemen], Terpenalkohole [Terpinen-4-ol als Hauptkomponente. s. Bild 4]). Darüber hinaus sind Flavonoide, Catechin-Gerbstoffe, Biflavone, Invertzucker, Leukoanthocyane, Diterpene, Harze und organische Säuren enthalten.
Das Holz enthält ca. 0,1 % ätherisches Öl (vorwiegend mit Sesquiterpenen wie Thujopsen [ca. 37 %], Cardinen und Tropolone [α- und β-Thujaplicin]) und außerdem ungewöhnliche Diterpene [Sufiol, Xanthoperol], Ligane (u. a. Podophyllotoxin), Savenin und Catechin-Gerbstoffe.
Welche Teile der Pflanze werden verwendet?
Es sind überwiegend die getrockneten, reifen Beerenzapfen (Wacholderbeeren, Juniperi fructus (syn. Baccae Juniperi, Drupae Juniperi, Fructus Juniperi)). Weniger häufig wird das ätherische Öl dieser Beerenzapfen (Juniperi aetheroleum) und das des getrockneten Ast- und Wurzelholzes (Oleum juniperi) verwendet.
Verschiedenes
Einsatz in der Küche
Wacholderbeeren sind ein beliebtes Gewürz in vielen europäischen Küchen, besonders in den Alpenländern. Sie verbessern nicht nur den Geschmack der Mahlzeiten, sondern helfen auch bei der Verdauung.
Er ist eines der wenigen bekannten Beispiele für ein Gewürz aus Nadelhölzern.
Besonders gern und oft werden Wacholderbeeren zum Würzen von Sauerkraut sowie Fleisch- und Fischgerichten (z. B. Sauerbraten oder Wildgerichte) verwendet.
Die Beeren werden in zerstoßenem Zustand Pökelmischungen hinzugegeben, und zwar sowohl in die Salzmischungen als auch in die wässrige Pökellake. Der Geschmack fördert die Geschmacksentwicklung beim Räuchern von Fleisch oder Fisch (z. B. Wacholder-Schinken).
Wacholder in Getränken
Die Beeren werden als Rohstoff bei der Herstellung einiger alkoholhaltiger Getränke verwendet. Einer der ersten war Franciscus Sylvius. Er mischte im 17. Jahrhundert Wacholderbeeren und Alkohol mit weiteren Kräutern zu einer Medizin, Genever genannt. Daraus wurde später der Wacholderschnaps Gin. Auch in Spirituosen wie Krambambuli, Steinhäger, Borovička und Péquet gibt es durch Wacholderbeeren die spezielle Geschmacksnote.
Dr. rer. nat. Frank Herfurth - Heilpraktiker, Dozent, Lebensmittelchemiker Ostlandstr. 53a, 50859 Köln, Email: |