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Weidenrinde - Cortex Salicis

Salix alba = Silberweide, Salix caprea = Salweide, Salix purpurea = Purpurweide, Salix fragilis = Bruchweide und Salix viminalis = Korbweide, Fellhornrinde, Felbern, Fieberweide, Grauweide, Hanfweide, Hartrinde, Kamprinde, Katzenstrauch, Knackrinde, Korbweide, Lorbeerweide, Maiholzrinde, Weihbuschen, Katzenbusch, Maiholz

Es gibt weltweit etwa 450 bekannte Weidenarten, von denen ca. 30 in Mitteleuropa heimisch sind. Der Verbreitungsschwerpunkt liegt in der nördlichen gemäßigten Zone bis zur Arktis (s. Bild 2). Der Name „Weide“ rührt vom althochdeutschen „wida – die Biegsame“ her. Am häufigsten wird die Rinde der Silberweide verwendet, aber auch die anderen Weidenarten finden Anwendung, (sofern bestimmte Mindestanforderungen erfüllt sind).

Woran erkennt man die Weiden?

Weiden wachsen als bis zu 30 m hohe Bäume (Silberweide) oder aber als Sträucher, die manchmal nur 3 cm hoch werden. Die als Bäume wachsenden Weiden gelten als besonders schnellwüchsig, aber auch in der Regel als relativ kurzlebig. Nur selten wird ein Alter von mehr als 80 Jahren erreicht. Die Wurzeln der Weiden sind recht kräftig und verzweigen sich sehr stark. Dadurch wird die Erde gefestigt. Die Weide kann nach Verletzungen oder Brüchen erneut wachsen, man hat ihr daher auch den Titel "Baum der Unsterblichkeit" beigelegt.

Überhaupt gelten Weiden als sehr ausschlagsfreudig und werden daher auch für die Anlage bestimmter „Bauwerke“ genutzt wie beispielsweise für den Weidenrutenpalast in Auerstedt in Thüringen, der aus angewurzelten Weidenstecklingen gezogen wurde. Weiden besitzen fast kreisrunde bis längliche lanzettenförmige Blätter, die meist auf der Unterseite behaart sind.

Weiden sind zweihäusig. Das bedeutet, dass die männlichen und weiblichen Blüten auf verschiedenen Bäumen wachsen und durch den Wind oder Insekten bestäubt werden müssen.

Besonders Hummeln, Wildbienen und Honigbienen mögen die Weiden.

Die Blüten werden auch Kätzchen genannt. Sie erscheinen im Frühjahr noch vor den Blättern.

Die weiblichen Kätzchen sind grünlich und besitzen eine Walzenform mit den Narben, während die männlichen Kätzchen eher dick und eiförmig sind und die gelben Staubbeutel enthalten.

 

Wie wirkt Weidenrinde?

Im 12. Jahrhundert empfahl Hildegard von Bingen Weidenrindentee gegen Fieber, Gicht und Gelenkrheumatismus.

Im 17. Jahrhundert wurde die Rinde für die Herstellung von Medikamenten gegen Gicht und Rheuma verwendet. In neuerer Zeit hat man herausgefunden, dass bei Migränekranken die Häufigkeit der Anfälle sowie deren Intensität und Dauer verringert wurden. Allgemein verwendet man Weidenrinde zur Fiebersenkung, Schmerzbekämpfung und gegen Entzündungen.

Für die schmerzstillende Wirkung ist die Salicylsäure verantwortlich. Aus den Phenolglykosiden in der Rinde wird Salicin freigesetzt und im Körper im Rahmen noch nicht näher bekannter Mechanismen in Salicylsäure umgewandelt. Salicylsäure ist Grundstoff für viele Medikamenten auf der Basis von Acetylsalicylsäure (ASS). Beide sind chemisch ähnlich.

Die Droge wirkt aber stärker, als der entsprechende Salicingehalt, man vermutet daher eine synergistische Wirkung, wahrscheinlich durch die Flavonoide.

Extrakte aus der Rinde können nicht – wie die ASS – zur Blutverdünnung eingesetzt werden, da die für diesen Zweck notwendige Acetylgruppe nicht vorhanden ist.

In vielen Fertigarzneimitteln ist Weidenrinde in Kombination mit Passionsblume, Mädesüß, Birkenblättern, Süßholz, Pfefferminze, Lindenblüten und Hauhechel enthalten.

In der Homöopathie wird Salix purpurea HAB 34 aus der frisch von den Ästen geschälten Rinde gegen Verdauungsstörungen und gegen Schwindel eingesetzt.

Weide ist auch als Bachblüte Willow bekannt. Diese stellt das Gleichgewicht von Optimismus und Humor und negativen Gefühlen wieder her und ist ein passendes Mittel bei Trauer und diversen Verlusten.

 

Zusammengefasst die Anwendungsgebiete der Weidenrinde

  • fieberhafte Erkrankungen
  • Erkältungen
  • Blasenentzündungen
  • rheumatische Beschwerden
  • Kopfschmerzen
  • Linderung leichter Rückenschmerzen
  • leichte Gelenkarthrosen
  • grippeartige Erkrankungen
  • Gicht
  • Magen-Darm-Beschwerden
  • Migräne
  • blutungsstillend
  • antiseptisch
  • entzündungshemmend
  • fiebersenkend
  • schmerzlindernd
  • Wundheilend
  • harntreibend

Äußerlich:

  • Langsam heilende Schürfwunden
  • Geschwüre
  • Verhornte Haut
  • Verbrennungen
  • Hühneraugen
  • Warzen
  •  

Welche Wirkstoffe sind in der Weidenrinde enthalten?

Als wesentlicher Bestandteil sind Phenolglykoside zu nennen, insbesondere die Ester des Salicins [s. Formel] (Salicortin, Syringin, Triandrin, Tremulacin, 2'-Acetylsalicortin).

Ihr Gehalt liegt zwischen 1 und ca. 10 %, ist innerhalb der einzelnen Weiden-Arten aber stark schwankend. Ferner sind Flavonoide (s. o. bei der Wirkung der Droge), Gerbstoffe, Kaffeesäure-Derivate, Harze enthalten.

 

Welche Teile der Pflanze werden verwendet?

Verwendet wird die ganze oder geschnittene, getrocknete Rinde von jungen, kräftigen, 2- bis 3jährigen Zweigen oder ganzen getrockneten Stücken junger Zweige. Neben den eingangs genannten Weidenarten S. alba, S. caprea, S. purpurea, S. fragilis und S. viminalis können auch andere Arten verwendet werden, wenn mindestens 1 % Gesamtsalicin, berechnet als Salicin bezogen auf die wasserfreie Droge, enthalten sind. 

 

Anwendung

Als Tee:

Zwei Teelöffel Weidenrinde mit einem Liter kaltem Wasser übergießen und 3 Stunden stehen lassen. Danach 5 Minuten aufkochen und durch ein Sieb gießen. Täglich drei Tassen trinken.

 

Als Tinktur:

Die Rinde in einem Glas mit Schraubdeckel mit Korn oder Wodka übergießen, bis alle Pflanzentele bedeckt sind. 2-6 Wochen ziehen lassen, abseihen und in eine dunkle Flasche füllen. 1-3mal täglich 10-50 Tropfen einnehmen.

 

Als Tonikum gegen unreine Haut:

1 Esslöffel Weidenrinde und je 1 Teelöffel Beinwellwurzel, Thymian und Rosmarin zehn Tage  in 200 ml Alkohol (Korn oder Wodka) ziehen lassen. Danach abfiltern und Haut damit zweimal pro Tag bestreichen.

 

Verschiedenes

In Europa haben Zweige mit Blütenkätzchen der Salweiden die Palmwedel ersetzt, die am Palmsonntag in der katholischen Kirche zur Segnung verwendet werden. Die Weidenkätzchen werden daher oft auch „Palmkätzchen“ genannt.

Zusammen mit der Eiche ist die Salweide die bedeutendste Pflanze für die heimische Schmetterlingsfauna.

Fast 100 Arten ernähren sich von der Salweide, entweder als Futterstrauch für die Raupen oder als Nährpflanze für die ausgewachsenen geschlechtsreifen Tiere.

In der chinesischen Kultur gilt die Weide als Symbol für Frühling, aber auch für sexuelles Verlangen und Freudenmädchen. Als Blumen-und-Weiden-Hof wird dort ein Bordell bezeichnet.

 


Dr. rer. nat. Frank Herfurth
Heilpraktiker, Dozent, Lebensmittelchemiker
Ostlandstr. 53a
50859 Köln

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